Sonntag, 15. Juli 2007
"Tour de `Farce´"
Traurig aber wahr: Die Fahrer der Tour de France waren systematisch gedopt. So ziemlich alle. Nicht nur Größen wie Ullrich und Armstrong, nein, auch Helfer und Helfershelfer wie Aldag und Bölts dopten. Und der Sprecher der Rennfahrer-Vereinigung Pro Tour, Jens Voigt, der sich in den letzten Jahren wie kaum ein Zweiter als der große Saubermann des Radsports profilierte, soll, Aussagen von Jörg Jaksche zufolge, freilich ebenso in die Doping-Praktiken involviert gewesen sein wie Erik Zabel. Dieser drückte auf der Pressekonferenz wenige Wochen vor Beginn der Tour auf die Tränendrüse, als er mit einem für ihn folgenlosen Minimalgeständnis, es vor etlichen Jahren "einmal gemacht zu haben", betonte, seinen Sohn nicht mehr weiter anlügen zu wollen. Wahrscheinlich hat er aber genau das getan. Denn die Glaubwürdigkeit der Radler tendiert gegen null. Was hatte man sich in den letzten Jahren schon nicht alles an Ausreden und Beteuerungen anhören müssen. Mal waren die unerlaubten Mittel für den kranken Hund bestimmt (Frank Vandenbroucke), mal für die kranke Mutter (Raimondas Rumsas). Tyler Hamilton gar führte den positiven Befund auf die Stammzellen seines noch vor der Geburt gestorbenen Zwillingsbruders zurück. Es ist gleichermaßen zum Lachen wie zum Heulen mit welchen Argumenten und mit welcher Penetranz die Sportler auf ihre Unschuld pochen. Floyd Landis, der die Tour letztes Jahr dank eines Testoteron-Plasters am Hoden auf der letzten Bergetappe für sich entschied, veröffentlichte jüngst sogar ein Buch mit dem Titel "Positively False - The Real Story of How I Won The Tour The France".
Sicherlich, die Sportpresse, welche auch nach dem Skandaljahr 1998 geradezu blauäugig das Treiben auf der Frankreich-Rundfahrt kommentierte, überzieht nun das komplette Feld mit dem Doping-Verdacht, ohne dass in vielen Fällen wirklich begründete Vergehen vorliegen. Ferner konzentriert sich die Berichterstattung über Doping im Leistungssport im Moment exklusiv auf den Radsport, "dopingerprobte" Sportarten wie Leichtathletik oder Schwimmen sind derzeit für die Verlage eben nicht so ertragreich. Dennoch: Der Radsport mit all seiner apodiktischen Grundhaltung hat sich das selbst zuzuschreiben. Außerdem ist es ist ein kaum zu ertragender Zustand, dass "Sünder" wie Riis und Aldag weiterhin für die Rennställe verantwortlich sind. Wie soll man denn unter diesen Voraussetzungen jungen Fahrern wie bspw. Linus Gerdemann glauben, die behaupten, einer neuen, sauberen Fahrergeneration anzugehören? Das Beste ist derzeit wohl, selbiges gar nicht erst zu versuchen.

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