körperkultur und sport

"Du schwarzes Schwein" hat der Dortmunder Torwart Roman Weidenfeller zu dem gebürtigen Ghanaen Gerald Asamoah, Stürmer bei Schalke, gesagt. Die Strafe dafür lautet: 3 Spiele Sperre plus 10.000 €, wobei Letzteres für einen Bundesligaprofi sicherlich zu verschmerzen ist. Doch eine Sperre von drei Spielen scheint selbst einigen Journalisten zu hoch. Heute bspw. kommentiert Helmut Schümann im "Tagesspiegel" über "Die Schatten von Mügeln". Schümann ist der Ansicht, dass die Strafe lediglich deshalb - seiner Meinung nach - zu hoch sei, weil Weidenfellers verbale Entgleisung in einem besonderen gesellschaftlichen Kontext (Stichwort Mügeln) gefallen sei. Im Übrigen müsse man die aufgeheizten Emotionen des Derbys berücksichtigen. Und ob man nun "dreckiges Arschloch" - eine laut Schümann gängige Kommunikationsform beim Fußball - oder eben "schwarzes Schwein" sage, es mache doch kaum einen Unterschied, so der Tagesspiegel-Redakteur weiter. Und in diesem Punkt liegt er gewaltig daneben. Gewiss, die Debatte um Mügeln, welche Politiker gerne nutzen, um Wahlkampf zu machen, kann gehörig nerven. Aber sie sollte nicht Argumentationsgrundlage sein, um eine rassistische Beleidigung mit einer eben nicht rassistischen gleichzusetzen. Gerade im Fußball, das haben uns die vergangenen Jahre gelehrt, ist Rassismus ein Problem. Ein Profi, der seinen Gegenspieler als "schwarzes Schwein" tituliert, ist nicht vertretbar. Das Sportgericht liegt mit seinem Urteil richtig.

Nachdem, ich weiß schon gar nicht mehr, 4:1 (?) der Bayern am Samstag gegen Bremen ist sich die Sportpresse am heutigen Montag ziemlich sicher: Hoeneß´Drohung, die Konkurrenz könne den FC Bayern in dieser Saison in der Tabelle nur mit dem Fernglas erblicken, so deutlich würden die Seinen die Schalker, Bremer, Stuttgarter und Co. distanzieren, könnte wahr werden. So überlegen sei der FC Bayern gegen die Hanseaten aufgetreten. "Sport Bild" prognostiziert: "Die Bayern überrollen die Liga." Die Bayern wären aber ganz gut beraten, ein wenig auf die Euphoriebremse zu treten, denn es handelte sich - auch wenn die DFL gerade darüber nachdenkt, den bisweilen belanglosen Ligapokal-Kick in Zukunft aufzuwerten - eben nur um einen Test. Die Bremer hatten wenig Lust auf das Spiel; gerne zogen sie mal das Bein zurück, während die Bayern um "Aggressivleader" van Bommel gerne mal die Sohle drüber hielten. Das miserable Abschneiden in der letzten Saison will der Rekordmeister anscheindend mit viel Wut im Bauch wettmachen - selbst Freundschaftsspiele dienen da zur Vergangenheitsbewältigung. Hinzu kam, dass bei den Bremern mit Diego, Naldo und dem Neuzugang Carlos Alberto wohl die drei besten Fußballer gar nicht auf dem Platz standen. Hitzfeld und Henke grinsten sich bei dem durchaus ambitionierten Spiel ihrer Mannen eins ab. Das taten sie letztes Jahr, als sie die Madrilenen aus der Champions-League warfen, auch schon mal. Was folgte, ist bekannt. Fakt ist: kein Mensch kann sagen, wie der FC Bayern dieses Jahr abschneiden wird. Kahn ist inzwischen nur noch ein ordentlicher Torwart, mehr aber auch nicht; die Abwehr um Lucio, Demichelis, van Buyten und dem langzeitverletzten Ismael ist ganz schön wackelig ; das Mittelfeld des FC Bayern ist stark besetzt - allerdings, einen Spielmacher, der immer wieder gefordert wurde, haben sie auch dieses Jahr nicht; im Sturm haben sie Klose, der seit Monaten kriselt, Luca Toni, der lange verletzt war und es nun schon wieder ist, Podolski - verletzt und Schlaudraff - verletzt. Sollten alle Spieler fit werden, wieder an ihre beste Form anknüpfen oder gar besser denn je spielen, sich prima miteinander verstehen, ja dann, dann wird der FC Bayern die anderen überrollen. Aber nur dann.

Uli Hoeneß ist Fußballfan durch und durch. Er lebt die Emotionen eines Spiels, davor, währenddessen und vor allen Dingen auch danach. Seine rötliche Gesichtsfarbe lässt meist auf eine gewisse Aufgeregtheit schließen; driftet sie gar ins Bläuliche ab, mischt sich darunter eine ordentlich Portion Aggression. Ist das der Fall, schlägt die Stunde von den eifrigen Reportern, die mit markigen Fragen den Bayern-Manager zu überzogenen, aus der Emotion herrührenden Aussagen anzustacheln versuchen. Es gelingt fast immer. So wie Patrik Wasserzieher gestern Abend. Nach dem Spiel zwischen den rundereneuerten, bissigen Bayern und den bocklosen Bremern standen sich die beiden "Macher" der Clubs - Uli Hoeneß und Klaus Allofs - beim "Premiere-Interview" gegenüber. "Moderator" Wasserzieher kam in "entspannter Runde" gleich auf den Punkt und fragte Hoeneß nach dem "Theater im Umfeld des Transfers von Klose". Hoeneß, noch relativ gefasst, kritisierte die "Spitzen" von den Bremern in Richtung Klose, woraufhin Wasserzieher diese konkret benennend dem Bremer Manager vorhielt. Allofs verteidigte sich und die Sache schien sich schon wieder zu beruhigen, ehe Wasserzieher den Streit, der noch gar keiner war, immer wieder plump aber letztlich effektiv befeuerte, in dem er die Vorwürfe der Bremer gegen Klose wiederholte und erneut die Meinung von Allofs dazu einholen wollte; in dem er bereits Gesagtes immer wieder hinterfragte. Schließlich hatte er Hoeneß soweit gebracht, dass dieser plötzlich seinen Managerkollegen für die Schmäh-Rufe der Bremer Fans im Stadion in Richtung Klose verantwortlich machte und ihm vorwarf, nichts dagegen zu unternehmen. Hoeneß verlor zunehmend an Contenance, der bläuliche Farbton in seinem Gesicht dominierte inzwischen über den roten und das Mikrofon ließ er fallen wie ein Boxer seine Deckung, wenn er genug hat vom taktischen, vorsichtigen Geplänkel. Hoeneß erinnerte in seinem Verhalten einmal mehr - seine Nasenspitze kam der von Allofs einmal bedrohlich nah - an den ganz normalen Fan von der Tribüne. Dieser skandierte von Bremer Seite: Uli Hoeneß, du A... .
Man mag ihn in der Bundesliga nicht missen, Uli Hoeneß, den Fußballfan.